Unfreiwilliger Spaziergang durch die Altstadt Basels

Als ich heute kurz vor 9 Uhr auf das Tram warte, bin ich froh einen Schal um den Hals gewickelt zu haben. Trotz Sonnenschein ist es frisch und ich steige dankbar in die Strassenbahn. Überall wird an den Gleisen gearbeitet und in den Strassen gebuddelt. So wundere ich mich nicht, als das Tram ungewohnten Schienen folgt und mich nicht dorthin befördert, wo ich eigentlich hin will. Ich steige in der Nähe meines Ziels aus und nehme die Füsse in die Hände, um rechtzeitig zum Termin zu kommen. Mein Weg führt durch die Altstadt. Und obwohl ich wohl schon hunderte Male durch diese Strassen gegangen bin, verlangsamt sich mein Schritt. Die morgendliche Stimmung ist zu schön. Der rote Sandstein der Münstertürme vor stahlblauem Himmel. Die weissen Fassaden der herrschaftlichen Häuser leuchten im Morgenlicht. Die Schlagläden in dunklem Grün und die Laibungen Rot wie Ochsenblut, so typisch für Basels Altstadt. Ich zücke mein Handy und fotografiere. Wird nicht so schlimm sein, wenn ich ein paar Minuten zu spät komme.

Unter meinen Füssen spüre ich das Kopfsteinpflaster, aus den geöffneten Fenstern des Schulhauses höre ich singende Kinder. Ansonsten sind die Gassen menschenleer. Zu früh für Touristen, nicht zu früh für eine Schulklasse. PIappernde Kinder umringen mich, schieben mich vorwärts, bis sie in einem grossen Tor verschwinden. Eigentlich habe ich keine Zeit, um hier herumzustehen. Ich stapfe vom Münsterberg hinunter ins geschäftige Treiben.

Es ist fast Mittag und warm, zu warm für Jacke und Schal. beides stopfe ich zu meinen Einkäufen in den Rucksack. Kaum zu glauben, dass Ende September ist. Das Thermometer steigt bis auf 24°C und wir sitzen im T-Shirt in einem Strassencafé.

Ich bin auf dem Marktplatz und stehe vor dem Rathaus. Von beiden Seiten des Platzes sehe ich eine Reisegruppe auf mich zukommen, angeführt von einer Stadtführerin, die ein Schild wie ein Zepter vor sich her trägt. Oje, hier wird’s bald eng werden. Es liegt wohl ein Kreuzfahrtschiff in Basel vor Anker.

Da mache ich mich aus dem Staub. Es ist schon ein Weilchen her, seit ich den Schleichweg durchs Rathaus genommen habe, um auf den Münsterberg zu gelangen. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um herauszufinden, ob das Rathaus um die Mittagszeit offen ist? Ich drücke auf die Klinke. Die Tür öffnet sich. Ich steige die Treppen hoch. Von der Balustrade bewundere ich die Wandmalereien im Innenhof und das bunte Dach.

Kurz darauf schlendere ich durch die Martinsgasse. Unterwegs entdecke ich dies und das: einen Basilisken auf einem Brunnenstock – Achtung nicht in die Augen schauen! Einen armen Kerl, der dem Basilisken in die Augen geschaut hat. Boxer auf dem Fenstersims. Eine türkisfarbene Vespa, die fotogen vor einen Stadtplan parkt.

Schliesslich bin ich wieder beim Münster. Wenn ich schon hier bin, besuche ich meinen Lieblingsplatz – die von alten Kastanienbäumen überschattete Pfalz. Unter mir fliesst der Rhein.

Das war ein schöner Tag!


Fotos von Emma Engel

2 Gedanken zu “Altweiber-Sommer

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