Spaziergang durch den Kurpark

Ein Wochenende im Juni im Nordschwarzwald. Ich spaziere durch den Kurpark von Bad Herrenalb. Die Sonne brennt heiss und ich suche die Erfrischung des Flüsschens Alb, das durch den Park fliesst. Eine Bank steht an dessen Ufer und ich steuere darauf zu. Mich hinsetzen, die Ruhe und die Kühle des Wassers geniessen.

Eine Dame ist mir zuvorgekommen. Ihr ausgeprägtes Hinterteil, das mich an den Panzer eines Käfers erinnert, belegt die Bank. Die Frau hält mit einer Hand ihr Täschchen fest, mit der anderen drückt sie ihr Handy ans Ohr und spricht aufgeregt und lautstark hinein. Sie stockt, schlägt ruckartig die Beine übereinander und balanciert nur noch auf einer Pobacke. Sie muss eben etwas Schändliches erzählen, denn ihr stehen vor Aufregung die Haare zu Berge, ihr Mund ist aufgerissen. Hinter den zusammengekniffenen Augenlidern glänzt ihr Blick vor Sensationslust.

Nein, hier werde ich keine Ruhe finden und marschiere weiter. Etwas später beobachte ich einen kleinen Jungen, der stolz auf Stelzen über den Rasen stakst.

Eine leise Melodie weht zu mir herüber. Dem gehe ich auf den Grund. Und tatsächlich finde ich zwei Kinder, einen Junge und ein Mädchen, die völlig vertieft in ihr Flötenspiel sind. Sie sitzen an der Alb. Ich geselle mich zu ihnen, geniesse den Blick ins Grün der Parkanlage und lausche der Musik, die sich wunderbar mit dem Rauschen des Flusses verbindet.

Ich suche den Schatten der grossen Bäume. Dort treffe ich auf einen Teenager. Die Welt um sie herum, könnte untergehen, sie würde es nicht bemerken. Grosse Kopfhörer auf dem Kopf, die sie akustisch von der Umwelt abschotten, den Blick starr aufs Handy gerichtet. Ob sie überhaupt noch fähig ist zu sprechen? Oder ob sie sich nur noch über Short Messages verständigen kann? Scheint so, denn ihr Körper ist übersäht von Messages.

Zum Schluss meines Rundganges komme ich wieder an der Bank an der Alb vorbei. Die Käfer-Dame sitzt immer noch dort und telefoniert.

Blick auf einen Teil des Kurparks

Fazit

In dem kleinen Thermal-Städtchen Bad Herrenalb wurde 2017 die Landesgartenschau ausgerichtet, was die Grösse des Parks erklärt. Heute reichen wohl die Mittel nicht mehr, um üppig zu bepflanzen, so dass der Park aus vielen Rasenflächen besteht. Ein Spaziergang entlang des Flüsschens Alb ist allemal erholsam und wird durch einige Skulpturen aufgelockert.


Fotos von Emma Engel

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